Von unserem Mitarbeiter Gernot Otto | Pforzheim, 22.06.2013 | Pforzheimer Kurier
Schnelllebig geworden ist eine moderne, auf Leistungsmaßstäben gründende Sportwelt in höheren Kategorien. Riskante Drahtseilakte zwischen sportlich Machbarem und finanziell Erträglichem haben bisweilen schon mal zum Absturz in frustrierende Bedeutungslosigkeit geführt. Innerhalb eines solchen Szenarios nimmt Pforzheims Aushängeschild der weißen Zunft, Tennis-Zweitbundesligist TC Wolfsberg, eine Sonderstellung ein.
Wenn die Racketschwinger aus der Pforzheimer Nordstadt am 14. Juli mit einem Auswärtsauftritt bei TK Blau-Weiß Aachen wieder in die Zählerhatz starten und jene nach acht Auftritten am Sonntag, 11. August, mit einem Heimmatch gegen TV Espelkamp-Mittwald beschließen, so ist’s das 30. Jahr, in welchem der heuer 86 Jahre alt werdende Verein in der nationalen Zweitklassigkeit vertreten sein wird. So etwas wie den Dino in der illustren Schar deutscher Zweitligisten verkörpert damit der TCW, dessen Aufstieg in die vergleichsweise hohe Stufe 1983 mit einem 5:1-Erfolg beim TC Freiburg eingeläutet worden war, der dann 1984 erstmals mit dem harten Alltag auf den Courts der damaligen Regionalliga-Vereine konfrontiert wurde.
Von Reformen im Ligabetrieb des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) blieben auch die Wolfsberger nicht verschont. Der Stammgast in der Regionalliga reihte sich 2001 in die Schar derjenigen Clubs ein, welche fortan ihren Ligabetrieb in der zweigeteilten Bundesliga – Südwest – aufnahmen. Und eine weitere Aufwertung erfuhr das TCW-Vereinsemblem, als die Cracks vom Wolfsberg sich 2010 die Berechtigung erkämpften, in die einteilige Zweite Tennis-Bundesliga aufgenommen zu werden. Freilich: Wenn nach der Punkterunde 2013 zum Halali geblasen wird, steht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere organisatorische Neuerung an. In der darauf folgenden Runde 2014 wird die Zweite Bundesliga wohl wieder in zwei Gruppen – Nord und Süd – um Punkte und Platzierungen streiten. Seit einiger Zeit nämlich existiert ein Votum beteiligter Clubs, deren Sprecher der Wolfsberger Teammanager Thomas Hell (49) ist, wonach der Ligabetrieb in der zweithöchsten nationalen Leistungskategorie zweigleisig ablaufen wird. „Das Plazet des Deutschen Tennis-Bundes ist nur noch Formsache“, so Thomas Hell. „Wir wollen die Reisekosten etwas zurückschrauben. Und warum sollte ein Match gegen Osterrath attraktiver sein als ein solches gegen Waldau?“ so die rhetorische Frage des 49-Jährigen.
Eine aktive Periode von drei Jahrzehnten in der nationalen Tennis-Zweitklassigkeit bescherte dem TC Wolfsberg so manch gefährliche Situation am Rande des Absturzes in die nächst tiefere Kategorie, hielt indessen mitunter ebenso Prüfungen parat, welche die Verheißung eines Aufstiegs in die Beletage implizierten. Kampfstärke und Nerven waren beim TCW schon 1984 gefordert, als sich der Verein erst im finalen Match durch einen 5:4-Heimsieg ausgerechnet über Champion TC Ravensburg den Klassenverbleib sicherte. Ebenso boten 1993 erst zwei Erfolge über TC Weißenhof und BASF Ludwigshafen die Gewissheit, dass die Nordstädter nicht nach unten taumelten. Des weiteren verscheuchten erfolgreich überstandene Kraftakte 1999 gegen Schwenningen und Wiesbaden sowie 2008 gegen Großhesselohe und Weiden gerade noch das Abstiegsgespenst.
Dass die Wolfsberg-Cracks innerhalb ihrer Ligazugehörigkeit von drei Jahrzehnten indessen auch mal ans Tor zur Ersten Bundesliga pochten, belegten deren Aufstiegsmatches. 1986 indessen verhinderte der TC Weißenhof mit einem 6:3-Erfolg einen Pforzheimer Satz nach oben – ebenso wie 1988 per 5:1-Sieg. 1989 schloss der TCW die Saison auf Rang eins ab, aber SC 1880 Frankfurt stoppte mit einem 6:3-Sieg den Höhenflug des TCW-Teams, in welchem seinerzeit mit Marco Ockernahl der erste waschechte Pforzheimer Crack ein viel beachtetes, erfolgreiches Debüt gefeiert hatte. Zwei Jahre darauf verwehrte wieder TC Großhesselohe den in Liga zwei unbesiegten Nordstädtern letztlich mit einem 5:1-Erfolg den Sprung in die Bundesliga. Und 1997 sowie 1998 bedeuteten eine 0:9-Pleite gegen TC Rüppurr sowie ein 0:6 gegen Iphitos München das Ende jeglicher Aufstiegsträume an der Pforzheimer Wolfsbergallee.
Immerhin jedoch verpasste es der TC Wolfsberg im Finale der Saison 2009 nicht, das Trittbrett zum Zug in die neu gegründete einteilige Zweite Tennis-Bundesliga zu betreten – zusammen mit den Südvereinen 1. FC Nürnberg, TC Ravensburg und TC Großhesselohe. Mächtig Staub aufgewirbelt hatte seinerzeit das Duell mit Ex-Bundesligist TV Reutlingen. Dem Verein von der Achalm ging der Einzug in Liga zwei nach einer 1:8-Schlappe in der Goldstadt durch die Lappen. Hierbei riss vor allem Reutlingens Racketschwinger Leonardo Azzaro so manche tief unten angebrachte Schublade auf.
Liga-Methusalem TC Wolfsberg hat es im 30. Jahr seiner Zugehörigkeit zur – derzeit – einteiligen Zweiten Tennis-Bundesliga nun mit folgender Konkurrenz zu tun:
TK BW Aachen (14. Juli/Auswärtsspiel), TC Amberg am Schanzl (19. Juli/Heimspiel), 1. FC Nürnberg (21. Juli/Auswärtsspiel), TV Reutlingen (26. Juli/Heimspiel), SC Uttenreuth (28. Juli/Heimspiel), TC Großhesselohe (4. August/Auswärtsspiel), Gladbacher HTC (9. August/Auswärtsspiel), TV Espelkamp-Mittwald (11. August/Heimspiel).